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Adolf Hitler Industrie-Club Düsseldorf Rede
(cf. ►.) :
Und wenn man uns unsere Unduldsamkeit
vorwirft, so bekennen wir uns stolz zu ihr ‑ ja, wir haben den
unerbittlichen Entschluß gefaßt, den Marxismus bis zur letzten Wurzel in
Deutschland auszurotten.
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Verordnung
Wilhelm Groener, 29. Januar 1932 (Auszüge)[1]
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I.
Die Ereignisse der letzten Wochen
geben mir Veranlassung, der Wehrmacht meine Auffassung über die sogenannten
Wehrverbände erneut zur Kenntnis zu bringen. Dabei will ich nicht auf die
genau festgelegten Bestimmungen über den Verkehr der Wehrmacht mit den von
mir als politisch erklärten Verbänden eingehen, sondern nur die
psychologische und staatspolitische Seite dieser Verbände beleuchten.
1. Nur solche Wehrverbände
haben Lebensberechtigung, die die nationalen und staatspolitischen Ideale
pflegen, und die ihre Hauptaufgabe in der körperlichen und geistigen
Ertüchtigung ihrer Mitglieder sehen.
2. Jede militärische
Betätigung der Verbände lehne ich als zwecklose Soldatenspielerei ab. Wo
ich auf derartige Dinge, die zudem gesetzlich verboten sind, treffe, werde
ich dagegen einschreiten.
3. Die Anmaßung polizeilicher
oder sonstiger staatlicher Befugnisse durch die Verbände werde ich stets
auf das schärfste bekämpfen. Die geringste Nachgiebigkeit auf diesem
Gebiete bedeutet eine Deklassierung der Wehrmacht und Polizei, der
berufenen Hüter der staatlichen Ordnung. Deshalb werde ich auch die
Vorbereitung einer Hilfspolizei, wie sie seinerzeit in den Köpfen gewisser
Reichsbannerkreise spukte, oder die Organisation anderer Exekutivorgane,
wie sie Herrn Dr. Best in Hessen vorschwebte,*) niemals dulden. Derartige
Organisationen führen letzten Endes zu Arbeiter- und Soldatenräten oder
ähnlichen Revolutionsgebilden. Wenn außergewöhnliche Maßnahmen zur
Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung nötig sind, so stehen dem Herrn
Reichspräsidenten die gesetzlichen Machtmittel des Staates dazu zur
Verfügung. Ängstlichen Gemütern, Diktaturschwärmern und Projektemachern
kann ich die Versicherung geben, daß die legalen Machtmittel des Staates
ausreichend sind, um jeden derartigen Versuch im Keime zu ersticken, und
ich möchte auch keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, daß ich diese
Machtmittel des Staates nötigenfalls ohne Zögern und rücksichtslos
einzusetzen gewillt bin.
II.
In diesem Zusammenhang möchte ich
noch die hier und dort auftretenden Zweifel darüber klären, wann Bewerber
aus politischen Gründen von der Einstellung in die Wehrmacht auszuschließen
sind.
1. Grundsätzlich ist es das Ehrenrecht
eines jeden Deutschen, dem Vaterlande als Soldat zu dienen und seine
Grenzen zu schützen. Bedauerlicherweise bin ich gezwungen, für gewisse
Persönlichkeiten hierbei eine Grenze zu ziehen. Diese muß jedoch so eng wie
möglich gehalten werden. Nur solche Bewerber dürfen abgelehnt werden, die
erwiesenermaßen an Bestrebungen teilgenommen haben, die auf einer Änderung
der verfassungsmäßigen Zustände mit unerlaubten Mitteln gerichtet waren.
Entgleisungen einzelner Führer oder Mitglieder von Verbänden können daher
noch kein Grund zum Ausschluß aller Mitglieder derartiger Verbände oder
Parteien sein. Vollends ein Unding ist die Forderung, sich bei der Auswahl
der Persönlichkeiten nach der Zusammensetzung der Regierungskoalition eines
Landes zu richten. Das würde fortdauernde Schwankungen zur Folge haben und
geradezu eine mit dem Wehrgesetz nicht zu vereinbarende Politisierung der
Wehrmacht bedeuten, die ich auf das allerentschiedenste ablehnen muß.
Aufgabe der Landesverteidigung soll es gerade sein, das einigende Band
gegenüber allen inneren Gegensätzen zu bilden. Etwas anderes ist es bei
Mitgliedern von Parteien und Verbänden, die ihrem Programm oder ihrem
tatsächlichen Verhalten nach gewillt sind, die Verfassung mit
Gewaltmaßnahmen zu ändern. Anhänger einer solchen Richtung sind als
Soldaten unmöglich. Die Entscheidung, ob eine Partei als
verfassungsfeindlich im obigen Sinne anzusehen ist, ist aber durchaus nicht
endgültig und feststehend. Denn auch Parteien ändern sich in ihren
Auffassungen. Die Geschichte bietet dafür eine Reihe von Beispielen. Eine
Ausnahme machen solche Parteien, wie die Kommunistische Partei, die in
ihrem Programm die revolutionäre Gesinnung und Staatsfeindlichkeit zur
dauernden Grundlage ihrer Partei gemacht haben.
2. Ein für allemal bleiben
ferner von der Einstellung in die Wehrmacht Bewerber ausgeschlossen:
a) die erwiesenermaßen in
beleidigender Form öffentlich gegen die Person des Herrn Reichspräsidenten,
den Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Stellung genommen haben,
b) alle diejenigen, die
erwiesenermaßen im politischen Kampf durch Störung der öffentlichen Ruhe
und Ordnung gezeigt haben, daß sie die sittliche Reife für die Aufnahme in
die Wehrmacht nicht besitzen,
c) Mitglieder solcher
Organisationen, die sich nicht scheuen, für den Kriegsfall
Kriegsdienstverweigerung und Fahnenflucht zu predigen, die im Grunde also
wehrfeindlich eingestellt sind.
3. Allgemein gilt außerdem,
daß vor jeder Einstellung von Bewerbern, die einem politischen Verband
angehört oder sich in politischen Parteien betätigt haben, besonders
sorgfältig zu prüfen ist, ob durch derartige Einstellung nicht die
überparteiliche und unpolitische Haltung der Wehrmacht erschwert werden
könnte. Mit solchen Bewerbern sind Verhandlungen aufzunehmen, aus denen
hervorgeht, daß sie mit dem Eintritt in die Wehrmacht jede derartige
Bindung vollkommen gelöst haben [...]
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Otto Braun an
Karl Kautsky, 19. Februar 1932 (Auszüge)[2]
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[...] meinen ganzen Einfluß einsetzte, um
die Intrigen zu durchkreuzen, die gesponnen wurden, um die Kandidatur
Hindenburgs zu vereiteln, an deren Zustandekommen ich seit Monaten
arbeitete in der Erkenntnis, daß durch sie allein die Wahl eines
Nazi-Reichspräsidenten verhindert werden kann. [...]
Die nächsten Monate bringen die
Entscheidung. Es muß Sie sonderbar berühren, wenn ich Ihnen oben schreibe,
daß ich mich für die Kandidatur Hindenburg eingesetzt habe. [...] Bei der
Präsidentenwahl, die auch ein entscheidendes Vorspiel für die Preußenwahlen
ist, wird sich entscheiden, ob die Entwicklung Deutschlands sich weiter in
den ruhigen Bahnen republikanischen Staatslebens vollziehen wird, oder ob
das deutsche Volk noch durch ein faschistisches Jammertal hindurchwaten
muß.
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Heinrich Brüning
über seine Unterredungen mit Führern der SPD, September-Oktober 1930 (Auszüge)[3]
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Die außenpolitische Lage würde es
gestatten, im Frühjahr ein Kabinett mit der Rechten zu bilden. Erste
unerläßliche Voraussetzung dafür war die vorherige Wiederwahl des
Reichspräsidenten, zweite Voraussetzung, die Rechte dabei im Rahmen der Verfassung
in die Regierung zu bringen. [...] Auch hielt ich es für richtig, ganz
offen und vertraulich mit dem preußischen Ministerpräsidenten sowie mit
Severing und Hilferding über die Möglichkeit einer Schwenkung der Politik
im Januar zu sprechen. Ich erklärte ihnen, daß ich mich verpflichtet fühle,
angesichts der loyalen Unterstützung der vergangenen anderthalb Jahre,
darüber rechtzeitig mit ihnen zu reden. Wenn diese Schwenkung käme, würden
wir uns bereits im Stadium sicherer außenpolitischer Erfolge befinden, die
mir die Autorität gäben, auch wenn ich das Amt des Reichskanzlers dabei
abgeben müßte, einer Putschgefahr oder einem Verfassungsbruch
entgegenzutreten. [...] Wohl aber sei ich bereit, in einem veränderten
Kabinett, dessen personelle Zusammenstellung mir die Garantie zu geben
schiene für eine legale Weiterentwicklung im Sinne der Stärkung der Macht
des Reichspräsidenten, das Amt des Außenministers zu behalten. Ich würde
mich in einem solchen Fall durch eine öffentliche Rede von der Innenpolitik
distanzieren. Die Herren hatten weitgehendes Verständnis für meine
Auffassung, wenn auch größte Sorge für die Weiterentwicklung. Sie ließen
durchblicken, daß für sie eine legale Weiterentwicklung bis zur Monarchie
kein unüberwindliches Hemmnis sein würde. Es würde ihnen gelingen, ihre
Massen schrittweise an diesen Gedanken zu gewöhnen, falls die Alternative
gestellt würde: Nazidiktatur oder Monarchie. Jetzt war ich an dem Punkt
angelangt, den ich die ganze Zeit erstrebt hatte. Ich teilte
selbstverständlich die Befürchtungen der Herren, daß außer dem
Strasser-Flügel die NSDAP gar nicht im Ernst daran dachte, sich auf eine
Koalition einzulassen, sondern sich nur der Reichswehr und der Polizei
bemächtigen wollte, um damit einen Staatsstreich zu machen. Ich hätte dem
Reichspräsidenten andeutungsweise von dieser Unterhaltung Mitteilung
gemacht, um ihm zu zeigen, daß gegebenenfalls auch die Möglichkeit der
Wiedereinführung der Monarchie mit Unterstützung der Linken bestünde. Nach
dieser Unterhaltung konnte ich etwas optimistischer in die Zukunft sehen.
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Memoiren Albert Grzesinski (SPD), geschrieben
1933/1934 (Auszüge)[4]
Hindenburg ist Monarchist. Daraus hat er
auch nie einen Hehl gemacht. In der Monarchie sieht er sein Ideal. Aber hat
die nationalistisch-antisemitisch-bolschewistische Hitlerbewegung nicht
einen Strich durch die Endabsichten der deutschen Monarchisten gemacht?
Fast scheint es so. Doch es ist noch nicht aller Tage Abend. Durch
Überspitzung auf allen Gebieten, durch die je länger, je mehr offen zutage
tretende Unfähigkeit seiner Führer muß der Faschismus in Deutschland sich
in absehbarer Zeit totlaufen. Kommt dann die Militärdiktatur mit dem Ziel
der Monarchie als Ablösung? Oder der Bolschewismus? Das ist die Frage. Ich
glaube, daß jeder Tag, den Hitler weiter regiert, den Bolschewismus in
Deutschland vorbereitet. Je früher Hitler und sein Regime stürzt, um so
geringer wird für Deutschland und die Welt die bolschewistische Gefahr
sein.
A. Grzesinski an O. Braun,
15. November 1935 (Auszüge)[5]:
Die Propaganda für eine deutsche Monarchie
vom Auslande her wäre heute schon ernsteste Gefahr für Hitler. Welche
Bedenken dagegen wären groß genug, um die Sopade zu verhindern, sich dieser
Propaganda zu bedienen? "Man kann doch nicht!" ist kein Argument.
Deswegen, mein lieber Freund, kann ich auch Deinen taktischen Einwand wegen
der Adresse meines Briefes nicht gelten lassen. Mit Gegenpropaganda wird
gerechnet werden müssen. Wenn sie von Goebbels kommt, wird sie bei der Lage
in Deutschland, wie sie heute ist, nicht mehr verfangen. Auch bei unseren
Leuten drüben nicht, die heute schon sagen: Alles, was nach Hitler kommt,
ist besser als Hitler. Mit der Monarchie hat man sich längst angefreundet
als mit einem Zustand, der den deutschen Arbeitern eine erhebliche
Bewegungsfreiheit und ein gewisses Recht auf einen Willen und ein Wollen
gab.
A. Grzesinski an O. Braun,
16. Dezember 1935 (Auszüge)[6]
Gewiß sind wir für den demokratischen
Sozialismus. Wenn wir aber in der Republik nicht zum Ziel kommen, sondern
weiter voran in einer demokratischen, konstitutionellen Monarchie, dann
sollte man diesen Weg gehen
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Aufruf SPD,
26. Februar 1932[7]
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Schlagt Hitler!
An die Partei! Genossinnen und Genossen!
Der Versuch der Rechten, im Reichstag die
Regierungsgewalt zu erobern, ist gescheitert. Ihren Ansturm auf die
Reichspräsidentenschaft abzuschlagen ist die nächste Aufgabe.
Vier Kandidaten stehen am 13. März zur
Wahl: Hitler, Duesterberg, Hindenburg und Thälmann. Von diesen Bewerbungen
sind nur zwei ernst: Hitler und Hindenburg.
Das deutsche Volk steht am 13. März
vor der Frage, ob Hindenburg bleiben oder ob er durch Hitler ersetzt werden
soll.
Die Rechte hat vor sieben Jahren Hindenburg
auf den Schild gehoben. Sie hoffte, er würde sein Amt parteiisch zu ihren
Gunsten führen, seinen Eid verletzten und die Verfassung brechen. Es war
selbstverständlich, daß wir Sozialdemokraten einen Bewerber, auf den unsere
schlimmsten Feinde solche Hoffnungen setzten, entschieden bekämpften.
Hindenburg aber hat seine einstigen Anhänger enttäuscht. Weil er
unparteiisch war und es bleiben will, weil er für einen Staatsstreich nicht
zu haben ist, darum wollen sie ihn jetzt beseitigen.
Hitler statt Hindenburg, das bedeutet:
Chaos und Panik in Deutschland und ganz Europa, äusserste Verschärfung der
Wirtschaftskrise und der Arbeitslosennot, höchste Gefahr blutiger
Auseinandersetzungen im eigenen Volke und mit dem Ausland.
Hitler statt Hindenburg, das bedeutet: Sieg
des reaktionären Teiles der Bourgeoisie über die fortgeschrittenen Teile
des Bürgertums und über die Arbeiterklasse, Vernichtung aller
staatsbürgerlichen Freiheiten, der Presse, der politischen und
gewerkschaftlichen und Kultur-Organisationen, verschärfte Ausbeutung und
Lohnsklaverei.
Gegen Hitler! Das ist die Losung des
13. März. Es gibt kein Ausweichen!
Die Sozialdemokratische Partei will die
Klarheit dieser Entscheidung nicht verdunkeln. Darum hat sie auf die
Aufstellung einer Zählkandidatur im ersten Wahlgang verzichtet. Zum Zählen
der Stimmen ist bei den nahen Wahlen zu den Länderparlamenten Gelegenheit
genug.
Bei den Parlamentswahlen gilt jede Stimme.
Bei der Reichspräsidentenwahl dagegen fällt jede Stimme ins Leere, die für
einen Zählkandidaten abgegeben wird.
Hitler oder Hindenburg! Es gibt kein
Drittes!
Parteigenossen! Für Euch, die Ihr politisch
geschult seid, ergibt sich die Antwort auf diese Frage von selbst.
Außerhalb unserer großen Organisation stehen aber gewaltige Massen, die
noch der Aufklärung und der Aufrüttelung bedürfen. Auf sie kommt es an.
Diesen Massen Führer zu sein ist jetzt Eure
Aufgabe.
Jede Stimme, die gegen Hindenburg abgegeben
wird, ist eine Stimme für Hitler.
Jede Stimme, die Thälmann entrissen und
Hindenburg zugeführt wird, ist ein Schlag gegen Hitler!
Die Kommunisten, die für Thälmann werben,
tun damit dasselbe, wie am 9. August vergangenen Jahres, als sie mit
Hitlers S.A. und Duesterbergs Stahlhelm gegen Otto Braun und Severing zum
Volksentscheid antraten. Sie kämpfen für den reaktionärsten Teil der
Bourgeoisie, gegen die fortgeschritteneren Teile des Bürgertums und gegen
die Arbeiterklasse.
Die Sozialdemokratie aber hat stets bei
allen inneren Kämpfen des Bürgertums für den fortgeschrittenen oder
gemäßigten Teil Partei genommen und ihren Angriff gegen die Reaktion
gerichtet.
Jetzt geht es um alles!
Sieg des Faschismus ist namenlose Schande,
unabsehbares Unheil. Das darf nicht sein!
Parteigenossen! Haltet die Augen offen,
schützt Euch vor Überraschungen, die eintreten können, wenn der Faschismus
erkennt, daß er seine Ziele auf legalen Weg nicht erreichen kann. Steht
fest zur Eisernen Front!
Setzt alle Eure Kräfte ein, damit der
entscheidende Schlag schon im ersten Wahlgang fällt. Befreit mit diesem
einen Schlag das deutsche Volk von der faschistischen Bedrohung.
Schlagt Hitler!
Darum wählt Hindenburg!
Der Parteivorstand.
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Wilhelm Groener
an Generalmajor im Ruhestand Gerold von Gleich, 2. April 1932
(Auszüge)[8]
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Übermorgen kommen die Innenminister der
größeren Länder zu einer Besprechung über die SA. Daran habe ich keinen
Zweifel, daß wir ihrer Herr werden, schon jetzt glaube ich, daß wir ihnen
die Giftzähne ausgebrochen haben. Die Loyalitätserklärungen der SA-Führer
am laufenden Band lassen sich taktisch recht gut verwerten. Die SA
untergräbt dadurch selbst ihre Existenzberechtigung. Freilich gibt es noch
schwere Wochen des politischen Spiels, bis die Landtagswahlen vorüber sind.
Dann wird man darangehen müssen, die Nazis regierungsfähig zu machen, da
die sicherlich noch mehr anwachsende Bewegung durch Gewalt nicht mehr
unterdrückt werden kann. Die Nazis dürfen selbstverständlich nirgends
allein an die Regierung gelassen werden, schon gar nicht im Reich. Aber in
den Ländern wird der Versuch hier und da gewagt werden müssen, die Nazis in
eine Koalition einzuspannen. Für die weitere Politik im Reich wird der
Ausfall der Preußenwahlen mit entscheidend sein. Eine Nazimehrheit ist ganz
unwahrscheinlich, aber sie werden doch sehr stark in den preußischen
Landtag einziehen. Die Reichsregierung steht unerschüttert trotz der
Attacken gegen Brüning; freilich sollte er auf außenpolitischem und
wirtschaftlichem Gebiet bald einige Erfolge erzielen. Wenn es den Menschen
wirtschaftlich besser ginge, würde der Nazispuk schnell zerstoben sein.
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Vorwärts, 25. April 1932[9]
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Ohne Rücksicht auf staatsrechtliche
Erwägungen kann es ein Gebot der politischen Klugheit sein, sie [die NSDAP]
an die Macht heranzulassen.
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Carl Severing,
26. April 1932 (Auszüge)[10]
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[...] weil sowohl in der Sozialdemokratie
wie im Zentrum die Neigung stark gewachsen ist. nunmehr auch die
Nationalsozialisten an der Verantwortung zu beteiligen, die bisher diese
Parteien allein getragen haben. Die hemmungslose Agitation der
Nationalsozialisten hat ja nur deshalb soviel Anhänger gefunden, weil sie
die drückende Wirtschafts- not. die Steuerlast, die Arbeitslosigkeit, das
Stocken von Handel und Wandel, die Kürzung der Gehälter und Löhne den
republikanischen Parteien zur Last legten. [...] Es ist begreiflich, daß
deshalb sowohl im Zentrum wie bei den Sozialdemokraten der Wunsch vorhanden
ist, nunmehr den Nationalsozialisten Gelegenheit zu geben, ihre Worte mit
den harten Taschen in Einklang zu bringen. Aber eine Regierungsbeteiligung
der NSDAP in Preußen und im Reich kann natürlich nur als eine Beteiligung [das
Wort "Beteiligung" ist im Original hervorgehoben] an der
Regierung in Frage kommen, d. h. in Verein mit andern Partien, die nie
gewähr dafür bieten, daß die Grundgesetze der Verfassung nicht verletzt
werden.
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Carl Severing,
30. April 1932 (Auszüge)[11]:
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Ist es nicht begreiflich, wenn sich der
lebhafte Wunsch regt, nunmehr den Nationalsozialisten Gelegenheit zu geben,
ihre Worte mit den harten Tatsachen in Einklang zu bringen? Indes muß der
Wunsch an eine Voraussetzung geknüpft bleiben: Der Schaden, der aus einem
solchen Experiment erwächst, darf nicht irreparabel sein.
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Friedrich
Stampfer über Juli 1932[12]
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In Preußen ging es inzwischen mit
Verhandlungen herüber und hinüber. Papen besprach sich mit
Nationalsozialisten, Deutschnationalen und Zentrumsleuten wegen der Bildung
einer Regierungsmehrheit. Und Otto Braun erleichterte diese Verhandlungen,
indem er auf Krankenurlaub ging. Er war wirklich krank und außerdem
überzeugt, daß das Experiment einer parlamentarischen Regierung mit den
Nationalsozialisten gemacht werden müsse.
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