Datum
|
Notiz
|
Kommentar
|
Januar
|
Beginn einer verstärkten Werbung für ein polnisches Oberschlesien. |
|
2.1 |
Rat der Volksbeauftragten in Berlin erwägt Bildung von Selbstschutzverbänden in
Oberschlesien, um Grenze gegen polnische Übergriffe zu schützen und soziale Unruhen einzudämmen (Gründung des „Freiwilligenkoprs
Schlesien"). |
|
3.1 |
Erneut Streikwelle im
oberschlesischen Revier. Freikoprs „Marburger Jäger" geht
gewaltsam gegen streikende Bergarbeiter in Königshütte vor. Es gibt 11
Tote. Auf den Direktor des Borsigwerkes wir ein Bombenattentat verübt.
Volksbeauftragter Otto Landsberg (SPD) warnt in einem Lagebericht davor, zu den
Grenzschutzeinheiten „bodenständige" oberschlesische Freiwillige einzuziehen.
Bei einem Treffen mit Oberschlesiern in Warschau ermutigt Pilsudski zur Gründung einer
oberschlesischen „Polnischen Militärorganisation" (POW). |
|
5.1 |
Oberschlesische
Industrielle gründen aus Angst vor einer „polnischen Invasion" das
„Oberschlesische Freiwilligen-Korps" mit der Maßgabe, daß alle
Industrieverwaltungen sich verpflichten, möglichst vielen
Beamten, Angestellten und Arbeitern den Eintritt zu ermöglichen, bei
Bewahrung des Lohnes und zusätzlicher Bereitstellung einer Sterbe-
und Invalidenversicherung.
Großer Arbeiteraufstand in Berlin.
Zygmunt Wiza (Posen) trifft in Sosnowitz ein, um nach Posener Vorbild eine geheime POW zu gründen. |
|
5.-11.1 |
Spartakusaufstand in Deutschland. |
|
6.1 |
Wegen spartakistischer Bergarbeiterunruhen wird Belagerungszustand über Königshütte, Neu
Heiduk, Bismarckhütte, Chorzow, Schwientochlowitz und Lipine ausgerufen.
Otto Hörsing (SPD) übernimmt Leitung des Zentralen Arbeiter- und Soldatenrates für
Oberschlesien in Kattowitz. |
|
8.1 |
Belagerungszustand über Lipine und Schwientochlowitz ausgerufen. Spartakisten besetzen mit
Waffengewalt die Preußengrube in Miechowitz.
Belagerungszustand auf Stadt- und Landkreis Beuthen ausgeweitet.
Gründung der oberschlesische POW. |
|
12.1 |
Generalkommando VI in Breslau warnt vor einem drohenden spartakistischen und polnischen
Generalstreik im Revier. |
|
14.1 |
Belagerungszustand wird erweitert auf Stadt- und Landkreis Kattowitz sowie Kreis Tarnowitz.
In Beuthen wird der autonomistische/separatistische „Zwiazek Gornoslazakow - Bund der
Oberschlesier" gegründet, der einflußreichste Verband dieser politischen Richtung mit 198 Ortsgruppen (Februar 1921) und eigener
Zeitung (Auflage 40.000 im Jahr 1922).
Bergarbeiterstreiks in Rybnik und Dubensko. |
|
16.1 |
Belagerungszustand erweitert auf Landkreis Rybnik.
Miquell und Hörsing unterschreiben Anordnung, jegliche Agitation für einen Anschluß
Oberschlesiens an Polen als Staatsverrat strafrechtlich zu verfolgen. |
|
17.1 |
In 44 oberschlesischen Gruben legen Beschäftigte Arbeit nieder.
Gleiwitzer „Kurier Slaski" veröffentlicht Aufruf von Wojciech Korfanty im Namen
des Obersten Volksrates in Posen: „Es würde den Gefühlen des (oberschlesischen) Volkes entsprechen, wenn sich unser Land
(Oberschlesien) sofort mit dem (polnischen) Vaterland vereinigen würden." |
|
18.1 |
In Paris beginnt die Friedenskonferenz. |
|
19.1 |
Spartakus-Bund wird als oberschlesischer Bezirksverband in die KPD integriert.
Wahl zur Weimarer
Nationalversammlung: Boykottaufrufe von polnischer Seite führen zu
einer
geringen Wahlbeteiligung (58,7 Prozent) im Regierungsbezirk Oppeln. Die
geringsten Wahlbeteiligungen ergeben sich in den Landkreisen Beuthen
(35 %), Kattowitz (33 %), Pleß (20 %) und Rybnik (27 %). In den
polnischsprachigen Gebieten Niederschlesiens, wo der polnische Volksrat
zu
Posen zum Boykott aufruft, liegt die Wahlbeteiligung bei 80 Prozent. |
|
23.1 |
Tschechische Einheiten überqueren Demarkationslinie v. 5. November 1918 und besetzen
Teschener Schlesien westlich der Weichsel (30. Januar Waffenstillstand). |
|
26.1 |
Wahl zur Preußischen Landesversammlung, die in Oberschlesien von polnischen Boykottaufrufen
begleitet wird. |
|
29.1 |
Roman Dmowski wirbt vor dem Obersten Rat in Paris für polnische Gebietserweiterungen: Polen
in Posen, West- und südlichem Ostpreußen sowie Schlesien seien „bester polnischer Volksteil" mit ausgeprägtem polnischem
Staatsbewußtsein. |
|
Februar |
Beginn der Frühjahrsunruhen in Deutschland.
|
|
3.-6.2 |
Polnischer Angriff gegen Rawitsch mit Stoßrichtung auf Mittelschlesien. Bevölkerung bildet
Einwohnerwehren. |
|
6.2 |
Zusammentritt der Weimarer Nationalversammlung.
Deutsche Gegenangriffe im Raum Rawitsch. |
|
7.2 |
Französische Regierung droht mit Besetzung des Rheinlandes, sollte Reichsregierung die
Abwehrkämpfe im Raum Rawitsch nicht einstellen. |
|
10.2 |
Eröffnung des Verfassungsgebenden Sejms in Warschau. |
|
11.2 |
Erste Geheime Versammlung der POW-Kreiskommandanten in Beuthen.
Friedrich Ebert wird zum Reichspräsidenten gewählt |
|
12.2 |
„Kommission für polnische Angelegenheiten" der an der Pariser
Friedenskonferenz beteiligten Alliierten beginnt mit ihrer Arbeit. Ihr Vorsitzender ist der Franzose Jules Cambon. |
|
17.2 |
Waffenstillstand in der Provinz Posen. Errichtung einer von den Siegermächten abgesteckten
Demarkationslinie hält sich in etwa an Sprachgrenze. |
|
21.2 |
Alliierte erkennen Polen an. |
|
28.2 |
Dmowski übergibt der
Cambon-Kommission Denkschrift polnischer Gebietsansprüche (84.198 qkm)
gegenüber Deutschland. U.a. wird der Anschluß Oberschlesiens gefordert
aufgrund der Sprachenzählung von 1910 und seiner geographischen
Lage. Cambon unterstützt Anschluß Oberschlesiens an Polen. |
|
März
|
In Sosnowitz wird eine Anlaufstelle für geflüchtete POW-Mitglieder gegründet, die später
in Tschenstochau ein „Oberschlesisches Regiment" bilden werden.
Ministererlaß der preußischen Regierung bestätigt Einführung des polnischen Religions-,
Lese- und Schreibunterrichts an Oberschlesiens Volksschulen (wird jedoch nicht in die Praxis umgesetzt). |
|
3.3 |
Spartakistische Streikbewegung in Berlin, Mitteldeutschland und im Ruhrgebiet bringen
Deutschland im Frühjahr d.J. an den Rand eines Bürgerkrieges. |
|
5.3 |
Streikbewegung erreicht
Oberschlesien (wo bereits im Januar der Belagerungszustand ausgerufen
wurde). Forderungen: Betriebsräte, Entwaffnung des Militärs,
Verbesserung der Lebensmittelverhältnisse, Lohnerhöhungen, Öffnung der
Grenzen nach Kleinpolen und Posen, sofortiger Frieden mit Rußland. |
|
7.3 |
Bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern und Grenzschutz in Radzionkau. |
|
8.3 |
Tote und Verwundete bei Zusammenstößen zwischen Arbeitern und Grenzschutz in Borsigwerk.
Bauernproteste im Kreis Groß Strehlitz.
Kardinal Bertram richtet „mahnendes Wort" an schlesische Katholiken: „Mildert
und mäßiget die nationalen Unterschiede und Gegensätze." |
|
10.3 |
35 Gruben im Ausstand. Tote bei Zusammenstößen in Laurahütte.
Sämtliche Gruben im Dambrowaer Revier legen Arbeit nieder.
Grenzschutz unterbindet Treffen von oberschlesischen und polnischen Arbeitern an der
deutsch-polnischen Grenze.
Gefecht bei Myslowitz zwischen Grenzschutz und polnischem Militär, „das vom frühen
Morgen bis 11 Uhr vormittags andauerte." |
|
12.3 |
„Kommission für polnische Angelegenheiten" des Obersten Rates empfiehlt, ganz
Westpreußen (mit einem Bevölkerungsanteil von 60 Prozent Deutschmuttersprachlern) Polen anzuschließen. |
|
16.3 |
Oberschlesische KPD beschließt in Roßberg, sich an polnischen Streiks zu beteiligen. |
|
17.3 |
„Kommission für polnische Angelegenheiten" entspricht im ganzen den polnischen
Gebietsforderungen vom 25. Februar. |
|
18.3 |
Ende der Streikbewegung in Oberschlesien. |
|
19.3 |
Oberster Rat beschäftigt sich mit polnischen Territorialansprüchen in Ostdeutschland.
Cambon-Kommission empfiehlt Lostrennung Oberschlesiens vom Reich. |
|
25.3 |
Lloyd George übergibt Memorandum mit scharfer Kritik an Cambon-Kommission. |
|
27.3 |
Otto Hörsing wird zum preußischen Staatskommissar für Oberschlesien ernannt. |
|
28.3 |
Freikorps Löwenfeldt zerstört das KPD-Bezirksbüro in Beuthen. |
|
April
|
Streikwellen im oberschlesischen Revier.
Posener Oberster Volksrat (NRL) beginnt im Revier eine Flugblattaktion für einen Anschluß
Oberschlesiens an Polen.
POW hat angeblich bereits 10.000 Angehörige. |
|
1.4 |
Ministererlaß der preußischen Regierung ordnet Versetzung von 189 zweisprachigen Lehrern
nach Oberschlesien an sowie die zweisprachige Ausführung von Verwaltungs- und Gerichtsbekanntmachungen (wird nicht in die Praxis
umgesetzt). |
|
6.4 |
Reichsregierung ernennt Otto Hörsing zu ihrem Staatskommissar für Oberschlesien. |
|
10.4 |
Unruhen in Friedenshütte. Demonstration vor dem Hüttenkaufhaus wird mit Militäreinsatz
gesprengt. Abends stürmen mehrere hundert Arbeiter das Beamtenkasino der Friedenshütte. |
|
11.4 |
Lebensmittelunruhen in Zaborze.
Beratungen in Posen zwischen dem NRL und dessen Beuthener Unterkommissariat über baldigen
Aufstandsversuch. |
|
13.4 |
Geheime Versammlung der
Kreiskommandanten der POW in Beuthen legt als Datum eines militärischen
Aufstandes in Oberschlesien den 22. April 1919 fest. (NRL lehnt dies
ab, worauf hin die POW den Termin später wieder zurücknahm.)
Freikoprs Löwenfeldt sprengt KPD-Treffen in Kattowitz, auf dem ein neuer Generalstreik
vorbereitet werden sollte. |
|
15.4 |
Grenzschutz Ost berichtet über Bestrebungen von Spartakisten und polnischen Sympathisanten,
sich zu bewaffnen. |
|
16.4 |
In Kochlowitz demonstrieren 3.000 Menschen wegen Lebensmittelknappheit. |
|
24.4 |
3.000 Menschen demonstrieren in Hindenburg gegen Lebensmittel- und Kleiderpreise. Grenzschutz
sprengt die Veranstaltung, ein Kind kommt dabei ums Leben. |
|
25.4 |
Blutige Auseinandersetzung zwischen Freikorps Aulock und Demonstranten in Gleiwitz. Es kommt
zu Plünderungen. |
|
Mai
|
„Freie Vereinigung zum Schutze Oberschlesiens" bittet Reichsregierung um
Lebensmittelhilfe für das Industriegebiet. |
|
1.5 |
Generalkommando VI in
Breslau hebt auf Bitten des Staatskommissars für Oberschlesien,
Hörsing,
für 24 Stunden den Belagerungszustand über das Revier auf. Daraufhin
Demonstrationen, die von verschiedenen Gruppen und Organisationen
organisiert werden. Angeblich 50.000 Demonstranten in Hindenburg, in
Beuthen 20.000, in Gleiwitz 10.000. |
|
3.5 |
Kundgebungen zum
Jahrestag der polnischen Verfassung von 1791. Es wird „die Erlösung
von Preußen und die Vereinigung mit unseren Stammesbrüdern" gefordert
(Dziennik Slaski). Fast drei Viertel aller Gruben mit 80.000
Arbeitern folgen polnischem Streikaufruf |
|
7.5 |
Berlin wird der Entwurf
des Friedensvertrages überreicht, der die Abtretung von Teilen der
Kreise Leobschütz und Ratibor an die neugegründete Tschechoslowakei und
die restlichen Gebiete Oberschlesiens sowie des nördlich der
Bartsch gelegenen niederschlesischen Gebietes (Kreise Militisch und
Guhrau) an Polen vorsieht. Zudem soll Polen die Provinzen Posen,
Westpreußen und Teile von Ostpreußen erhalten sowie umfangreiche Rechte
in der zukünftigen Freien Stadt Danzig. In Aussicht gestellt wird
eine Volksabstimmung im südlichen Ostpreußen und im östlichen
Westpreußen. |
|
10.5 |
Erste deutsche Protestkundgebung in Oppeln gegen Friedensvertragsentwurf (15.000 Teilnehmer).
Hörsing verbietet autonomistische und separatistische Propaganda als staatsfeindlich. |
|
14.5 |
Erneut Protestkundgebungen in Oberschlesien gegen Friedensvertragsentwurf. Im Regierungsbezirk
Oppeln werden alle polnischen Vereine verboten.
Das polnische Unterkommissariat des Obersten Polnischen Volksrates in Beuthen wird geschlossen
und nach Sosnowitz in Kleinpolen verlegt. |
|
15.5 |
Mehrere polnische Zeitungen in OS werden für zwei Wochen verboten.
Grubenarbeiter im Rybniker Revier fordern Anschluß an Polen und legen Arbeit nieder. Bis zum
23. Mai bei Auseinandersetzungen zwischen Streikenden und Polizei sowie Freikorps kommen 23 Arbeiter ums Leben. |
|
28.5 |
Schlesiens Oberpräsident
Felix Philipp fordert vom preußischen Innenministerium die
Durchsetzung der Gleichstellung von Deutsch und Polnisch im
Regierungsbezirk Oppeln. Zudem soll das Innenministerium einen
Kommissar für
Oberschlesien als Vermittler berufen. |
|
29.5 |
Deutsche Regierung lehnt Friedensbedingungen der Siegermächte ab.
Auflösung der Arbeiter- und Soldatenräte im Reichsgebiet. |
|
Juni
1.6
|
Verbot jedweder Aktivitäten des NRL oder anderer propolnischer Organisationen in der Provinz
Schlesien. |
|
2.6 |
Lloyd George fordert vor dem Obersten Rat erstmals die Durchführung einer Volksabstimmung in
Oberschlesien. |
|
4.6 |
Oberster Rat beschließt, daß in Teilen Oberschlesien eine Volksabstimmung durchgeführt
werden muß. |
|
5.6 |
Polnische Delegation lehnt Volksabstimmung ab. |
|
7./8.6 |
Regionale POW-Abteilung beginnt „Rosenberger Aufstand", der jedoch am 9.
zusammenbricht. |
|
7./8.6 |
Powstanie Oleskie
W nocy z 7 na 8 czerwca
1919 roku (nocy poprzedzaj±cej niedzielê Zielonych ¶wi±t) dwaj
przywódcy polscy Franciszek Grobelny (murarz w Ole¶nie) i Augustyn Koj
(robotnik w Zêbowicach) ¶ci±gnêli kilkaset osób (w aktach mówi
siê o grupie 200-300 ludzi) do £owoszowa, po³o¿onego 5 km na zachód od
Olesna. Tu w lesie by³ punkt zborny powstañców. Inne grupy
otrzyma³y jako zadanie opanowanie niemieckiej baterii artylerii w
Wojciechowie, zniszczenie ³±czno¶ci telefonicznej na wschód i zachód
od Olesna oraz wysadzenie dwóch mostów kolejowych pod Sowczycami i
Kluczborkiem.
¯adne z tych zadañ nie powiod³o siê. W
le¶niczówce £owoszowskiej spodziewano siê zastaæ niemiecki
magazyn broni, co siê jednak okaza³o niezgodne z prawd±. Nie zerwano
³±czno¶ci kolejowej ani telefonicznej: z³udne okaza³y siê te¿
nadzieje na pomoc ze strony wojska polskiego zza Prosny. Przy u¿yciu
wojska Niemcy rozpêdzili grupy powstañców, aresztuj±c 22 osoby.
F. Hawranek -
„Z dziejów germanizacji i walki o polsko¶æ ziemi oleskiej”. Opole 1966, s.157-158.
Perter Wollny |
|
11.6 |
In Paris einigen sich die Siegermächte auf die Inhalte des endgültigen Friedensvertrages. |
|
16.6 |
"Der
300000
Mitglieder zählende Bund der Oberschlesier protestiert nachdrücklichst
gegen jede von der Entente beabsichtigte Zerstückelung
Oberschlesiens. Der Bund tritt nach wie vor für die Unteilbarkeit
Oberschlesiens ein. Das deutsch- und polnischsprechende oberschlesische
Volk ist ein Einheitsvolk, unlöslich verbunden durch jahrhundertlange
Bande des Blutes und der Kultur. Keine äußerliche Sprachenscheide
rechtfertigt die Zerstückelung dieser Bande. Das oberschlesische Volk
bäumt sich auf gegen diesen ungerechtfertigen Eingriff in seine
vitalsten Recht. Das historisch
gewordene oberschlesische Land zerteilen, heißt einen ewigen politischen Konfliktstoff zu schaffen".
"Oberschlesische Mitteilungen" Nr. 136 z 16 VI 1919, aus dem Buch
Franciszek Hawranek "Polityka
centrum w kwestii górno¶l±skiej po I wojnie ¶wiatowej"
Irek
Czaja
|
Der Bund der Oberschlesier
hatte keine 300.000 Mitglieder. Möglicherweise hatte dieser nicht
einmal ein paar Tausend Mitglieder. Die Zeitung des Bundes hatte mal
1921 ein Auflagen-Maximum von 40.000 Stück - aber der überwiegende
Teil wurde über geheime Kanäle von der Reichsregierung finanziert -
sonst wäre
die Zeitung wegen Geld- und Käufermangel nach wenigen Ausgaben wieder eingestellt worden.
Slonsk/ah
|
18.6 |
Geheime Versammlung der
Kreiskommandanten der POW in Petrowitz (Kreis Kattowitz) beschließen
Aufstandsversuch am 22. Juni 1919 um 22 Uhr. (Energische Interventionen
seitens polnischer Regierung. POW zieht am 19. Juni den Termin zurück).
Kardinal Bertram warnt Klerus, sich in die nationalpolitischen Auseinandersetzungen in
Oberschlesien verwickeln zu lassen. |
|
18.6 |
Am 18. Juni 1919 kam es
in Bad Kudowa (Grafschaft Glatz) zu einem konspirativen Treffen
zwischen einem tschechoslowakischen Offizier in Vertretung des Prager
Verteidigungsministeriums und Major Ernst Hesterberg, der den
Zentralen Volksrat und das Generalkommando VI in Breslau vertrat. |
Konspiratives Treffen in Bad Kudowa (Grafschaft
Glatz)
Arnulf Hein |
25.6 |
In Petrowitz wird geheime Kommandantur der POW errichtet. |
|
28.6 |
5. Jahrestag des
Mordattentats von Sarajewo: Versailler Friedensvertrag wird
unterzeichnet. 83
Prozent Oberschlesiens wird zum Abstimmungsgebiet erklärt zusätzlich
einem Teil des Kreises Namslau. Auf Wunsch der polnischen Delegation
bei der Friedenskonferenz in Paris erhalten auch 350.000 aus
Oberschlesien nach Binnendeutschland und Polen abgewanderte Personen
das
Wahlrecht. Teile der niederschlesischen Kreise Groß Wartenberg und
Namslau sollen ohne Volksabstimmung an Polen fallen. Der
Tschechoslowakei wird ein Teil des Kreises Ratibor zugesprochen
(Hultschiner Ländchen). Die größten Teile der Provinzen Posen und
Westpreußen kommen an Polen. Auf Danzig und das Memelland verzichtet
das Reich „zugunsten der alliierten und assoziierten Hauptmächte".
Das Deutsche Reich verliert im Osten fast 43.000 qkm mit knapp drei
Millionen Einwohnern ohne Volksabstimmung, darunter eine Million
Deutschmuttersprachler.
Minderheitenschutzvertrag („Kleiner Versailler Vertrag") zwischen Siegermächten
und Polen unterzeichnet. |
|
Juli |
In den Gemeinden des Kreises Namslau, die laut Friedensvertrag an Polen fallen sollen,
unterschreiben 79,6 Prozent aller wahlberechtigten Bürger einen Aufruf mit der Hauptforderung nach einer Volksabstimmung. |
|
1.7 |
Kommandantur der POW wird nach Schwarzwasser verlegt. |
|
7.7 |
Teilnehmer des „Rosenberger Aufstands" in Oppeln wegen Hochverrat verurteilt.
Zusammentreffen
zwischen preußischer Regierung, Hörsing und Bitta sowie Ulitzka und
Szczeponik von der Katholischen Volkspartei, die eine bundesstaatliche
Lösung für Oberschlesien fordern, was allerdings von Berlin und Hörsing
abgelehnt wird. |
|
10.7 |
Oberbergamt in Breslau berichtet über geplante Grubenstillegungen, da die Kopfleistung je
Schicht teilweise „unerträglich" gesunken sei und auf einigen Gruben anarchische Zustände herrschen. |
|
31.7 |
Katholische Volkspartei, Deutsche Demokratische Partei (DDP) und SPD bilden
„Arbeitsgemeinschaft für die Interessen Oberschlesiens" zur Vorbereitung der Abstimmungskampagne.
Weimarer Reichsverfassung verabschiedet.
Polnischer Sejm ratifiziert Versailler Friedensvertrag. |
|
August
2.8
|
Verlegung einer Brigade
der Reichsmarine (v. Löwenfeld) an die deutsch-polnische Grenze an
Brinitza und Przemsa, um Waffenlieferungen aus Polen zu unterbinden.
Einheiten der Brigade unterbinden am selben Tag Arbeiterstreik in
Zaborze. |
|
6.8 |
Kardinal Bertram warnt erneut den Klerus, sich in die nationalpolitischen Auseinandersetzungen
in Oberschlesien verwickeln zu lassen. |
|
11.8 |
Kommunisten initiieren Generalstreik in Oberschlesien (Gruben, Hütten, Oppelner
Zementfabriken), dem 140.000 Menschen folgen und bis zum 15. August andauert. |
|
14.8 |
Aus Oberschlesien nach Schwarzwasser geflüchtete POW-Angehörige bilden ein
Aufstands-Komitee. Es fordert sofortigen Aufstandsversuch. |
|
15.8 |
Einheimische und polnische Grenzgänger bestreiken Myslowitz-Grube und fordern Lohnerhöhung. |
|
16.8 |
Grenzschutz gelingt die Verhaftung eines polnischen Geheimdienstleutnants, der im Auftrag des
polnischen Generalstabs poln. Pebliszitkommissariat und der POW Befehle überbringen sollte.
Unruhen in Kattowitz; Lebensmittelgeschäfte werden geplündert.
200 Streikende stürmen
Verwaltungsgebäude Myslowitz-Grube, worauf Militär das Feuer eröffnet.
Es gibt zehn Tote und mehrere Verletzte. POW erläßt Befehl zum
Aufstand. Sie soll 23.225 Angehörige zählen, die mit 3.788 Karabiner,
2.523 Revolver, 34 MGs und 37 Doppelflinten ausgerüstet sind. |
|
18.8 |
3 Uhr morgens: mit
Explosion in Golkowitz bei Loslau beginnt der erste Aufstand. Tichau
wird
besetzt. Aufstand in Pleß scheitert. Einige Polizeistellen werden
entwaffnet. Arka Bozek sprengt Brücke bei Markowitz (Ratibor).
Aufständische
aus dem Kreis Rybnik ziehen sich nach Polen zurück. Versuch der
Belagerung von Laurahütte, Schomberg, Godulla, Janow scheitert. In
Lagiewnik wird örtliche Bürgerwehr von Aufständischen entwaffnet. An
einigen Orten gelingt Aufständischen und „bewaffneten
Arbeitergruppen" die Entwaffnung von Polizeistellen.
Das Oberkommando der polnischen Armee (NDWP) verbietet polnischen Armeeangehörigen die Grenze
nach Oberschlesien zu überschreitet.
Delegation des Aufstands-Komitees bittet in Warschau vergeblich um militärische Hilfe. POW
bittet General Haller vergeblich um militärische Hilfe. |
|
19.8 |
Armeeinheiten werden ins Revier verlegt. Flucht der Aufständischen nach Polen, Sammlung in
Lagern in Sosnowitz, Auschwitz, Jaworzno, Zawiercie, Szczakowa, Grodziec. |
|
20.8 |
Leichte Gefechte bei Myslowitz und Schoppinitz. Aufstandsversuch in Gieschewald.
NDWP errichtet in Sosnowitz, wo sich auch die Befehlsstelle der POW befindet, eine
Komandantur. |
|
21.8 |
Aufständischen gelingt es, den südlichen Teil von Myslowitz zu besetzen, um eine Verbindung
mit polnischer Seite herzustellen.
Mehrere Demonstrationen in Polen für Militärhilfe für Aufständische. |
|
22.8 |
Leichte Kämpfe in den Grenzgebieten der Kreise Pleß und Kattowitz. Deutsche Artillerie
beschießt Ortschaften auf polnischem Gebiet, wo geflüchtete Aufständische vermutet werden. |
|
23.8 |
In Warschau gründet sich ein „Komitee für die Vereinigung Oberschlesiens mit
Polen". In Sosnowitz wird ein „Hilfskomitee" für die ins Dambrowaer Revier geflüchteten Aufständischen gebildet.
Deutschland ratifiziert Versailler Friedensvertrag. |
|
24.8 |
Scharmützel in der
Grenzregion des Kreises Pless zwischen Grenzschutz und Polen. In
Sosnowitz
beginnt Sammlung von Freiwilligen aus ganz Polen (u.a. treffen 300
Kämpfer unter der Leitung von Oberst Mielzynski aus Posen ein).
Befehlshaber der Aufständischen, Alfons Zgrzebniok, erklärt Aufstand für beendet. 9.200 Kämpfer
flüchten nach Polen. |
|
29.8 |
In Warschau demonstrieren 100.000 Menschen „gegen deutschen Terror" in
Oberschlesien. |
|
September
7.9
|
Geheimes Zusammentreffen von Korfanty, Armeegeneral K. Raszewski und Oberst Zimierski in
Sosnowitz. Sie beschließen Aufbau einer POW-Untergrundstruktur in ganz Oberschlesien. |
|
9.9 |
In Sosnowitz bildet sich ein Volksrat für Oberschlesien (KRL) unter Führung von Jozef
Biniszkiewicz. |
|
10.9 |
Delegiertenkonferenz der Katholischen Volkspartei in Kandrzin; Forderung nach weitgehender
Selbstverwaltung für ein deutsches Oberschlesien, konfessionelle Parität bei Besetzung öffentlicher Beamtenstellen („Kandrziner
Resolution"). |
|
19.9 |
Der polnische Armeegeneral Jozef Haller befiehlt die Gründung einer oberschlesischen Miliz,
um die Bevölkerung vor deutschen Übergriffen zu schützen (s. 28. Januar 1920). |
|
Oktober
1.10
|
Im Zuge des deutsch-polnischen Amnestievertrages werden nach Polen verschleppte
oberschlesische Geiseln gegen inhaftierte Aufständische ausgetauscht. |
|
14.10 |
Preußische Landesversammlung beschließt Gesetz über Errichtung einer Provinz Oberschlesien.
Joseph Bitta wird zum ersten (kommissarischen) Oberpäsidenten ernannt. |
|
18.10 |
Der Oberste Rat beschließt, alliierte Truppen nach Oberschlesien zu entsenden. |
|
November
|
Im Regierungsbezirk Oppeln existieren 66 deutschsprachige und zwölf polnischsprachige
Zeitungen.
Im nördlichen Reichthaler
Ländchen (Kreis Namslau), das an Polen fallen soll, stimmen bei
einer privaten Abstimmung 93 Prozent der Wahlteilnehmer für ein
Verbleib der Heimat bei Deutschland. Die Wahlbeteiligung lag bei über
75
Prozent.
„Komitee für die Vereinigung Oberschlesiens mit Polen" beginnt mit der
Organisation des Plebiszitswahlkampfes und Koordinierung aller oberschlesischen Hilfsvereine in Kongreßpolen. |
|
3.11 |
Reichsregierung fordert in einer Note an den Obersten Rat die Teilnahme des Hultschiner Ländchens
an der Volksabstimmung. Die Siegermächte lehnen dies ab. |
|
8.11 |
„Gesetz betreffend der Errichtung einer Provinz Oberschlesien" wird veröffentlicht. |
|
9.11 |
Kommunalwahlen in
Oberschlesien: Niederlage für deutsche Parteien. Propolnische Seite
gewinnt
53 Prozent aller Stimmen (im Kreis Rybnik 92 Prozent, Kreis Pless 73
Prozent, Landkreis Beuthen 70,5 Prozent) und die Mehrheit der Mandate
(6.822 gegenüber 4.373 deutschen). Die Wahl war allerdings bereits
zuvor auf französischem und polnischem Protest von den Siegermächten
für
ungültig erklärt worden. |
|
15.11 |
General Jules Gratier wird Leiter der Interalliierten Armee für Oberschlesien. |
|
Dezember
|
Breslauer Volksrat für
Schlesien und „Freie Vereinigung zum Schutze
Oberschlesiens" bilden in Absprache mit Berlin den „Schlesischen
Ausschuß" (in Breslau) für die Koordinierung der Unterstützung
und Organisierung des Abstimmungswahlkampfes sowie Verteilungsstelle
geheimer staatlicher Subventionen an deutsch-oberschlesische Zeitungen,
Verbände (wie etwa VVHO und Sportvereine), Kulturveranstaltungen etc. |
|
5.12 |
Die POW beschließt in Sosnowitz den Aufbau einer Untergrundstruktur in Oberschlesien.
Gründung des „Verbandes Heimattreuer Oberschlesier" (VHO) mit Büros in Breslau
und Oppeln. Vorsitzender wird der Ratiborer Oberbürgermeister Adolf Kaschny. |
|
19.12 |
Polnische Gemeinderatsmehrheit beschließt Umbenennung von Hindenburg in „Zabrze
(Hindenburg)". |
|